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Brain-Blash#21: Rosalind Franklin - die stille Entdeckerin der DNA-Doppelhelix

»Nächste Haltestelle Rosalind Franklin Straße«, spricht der Fahrer durchs Mikrofon.

»Da müssen wir raus!«, ruft Emilia und drückt auf den Halteknopf. Zwergberg: Band 3.

 

Vielen ist vielleicht bekannt, dass James Watson und Francis Crick für die Entdeckung der DNA-Doppelhelixstruktur im Jahr 1962 mit dem Nobelpreis für Chemie gewürdigt wurden. Doch geht die Entdeckung wirklich einzig und allein auf das Konto dieser beiden Herren?

 

Mitnichten, denn maßgeblich war noch eine Frau daran beteiligt. Ihr Name: Rosalind Franklin. Leider starb sie vier Jahre vor der Nobelpreisverleihung. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ihr nicht der Nobelpreis zugesprochen wurde. 

 

Was war geschehen?

Rosalind Franklin beschäftigte sich mit Röntgenkristallographie, bei der sie durch die Messung von Winkeln und Intensitäten gebeugter Röntgenstrahlung Atom- und Molekülstrukturen von Kristallen bestimmen konnte. Mit diesem Verfahren war es ihr möglich  anhand von Kalbsbries-DNA erstmalig Fotos von der Doppelhelixstruktur zu machen. 

 

Watson und Crick, ebenfalls Wissenschaftler auf dem Gebiet molekularer Strukturen, hatten bereits von Rosalind Franklin gehört und besuchten Vorträge von ihr. Bislang gingen die Beiden von einer dreifachen Helix-Struktur aus, was sich aber bald ändern sollte.

 

Ein stellvertretener Direktor des Labors, Maurice Wilkens, der Franklin nur als seine Assistentin angesehen hatte, kopierte schon seit längerer Zeit ihre Unterlagen. Er war es, der Watson und Crick das berühmte Foto 51 ihrer Kalbsbries-DNA-Aufnahmen zugespielt hatte, wodurch die Herren auf den richtigen Kurs gebracht wurden (3).

 

Als Rosalind Franklin ihre Forschungsergebnisse bei einem Prüfungskomitee vor Veröffentlichung einreichte, wurden ihre Ergebnisse ein zweites Mal heimlich an Watson und Crick weitergeleitet. 

 

Dadurch erhielten sie die letzten Bausteine zu ihrem DNA-Model und veröffentlichten dieses 1953 in der Fachzeitschrift Nature (1). 

Die Ergebnisse von Rosalind Franklin wurden in der gleichen Ausgabe publiziert, allerdings ein paar Seiten weiter hinten, so dass die Fachwelt diese lediglich als Bestätigung der Arbeiten von Watson und Crick wahrnahm. 

 

Rosalind Franklin verstarb 1958 im Alter von 37 Jahren an Krebs. Vier Jahre später erhielten Watson und Crick den Nobelpreis für Chemie. In ihrer Dankesrede wurde Rosalind Franklin nicht mit einem Satz erwähnt. Und das, obwohl Crick viele Jahre danach in seinem eigenen Buch bekannt gab, dass er mehr von ihren Unterlagen wusste, als sie dachte (2). Er bestätigte, dass er und Watson die Entwicklung des Doppelhelix-Modells niemals allein zustande gebracht hätten. Ganz schön traurig, meine Herren.

 

Das berühmte Foto 51 könnt ihr übrigens im Logo der Rosalind Franklin-University of Medicine and Science von North Chicago in Illinois sehen (4). Als Watson dieses Foto zugespielt wurde, war ihm klar, dass nur eine Doppelhelixstruktur dieses Bild erzeugen konnte (3).

 

Quellen:

(1) Watson, Crick, A Structure for Desoxyribose Nucleic Acid, Nature, Band 171, 1953, S. 737

(2) Zitat aus dem Buch 1969 Doppelhelix: Ich wusste mehr von ihren Unterlagen mehr als sie dachte.

(3) "The instant I saw the picture my mouth fell open and my pulse began to race." -- James D. Watson (1968), The Double Helix,       page 167. New York: Atheneum, Library of Congress card number 68-16217.

(4) https://www.rosalindfranklin.edu/